Der Shaka Surf Club – oder die Geschichte der ersten Surferin Indiens

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Wellenreiten bedeutet Freiheit, die Einheit mit den Elementen der Natur. Kein Wunder, dass die Surf-Hotspots der Welt an hippiesken Sonnenorten wie Kalifornien und Hawaii liegen. Indien ist nicht unbedingt ein freies Land, vor allem Frauen leiden unter den Traditionen und dem Patriarchat. Einer jungen Frau ist das ganz egal, sie lebt ihre Freiheit, surfend auf einer Welle. Ishita Malaviya war 2007 als 17-jährige die erste indische Frau überhaupt, die auf ein Surfboard gestiegen ist, und das ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass man in Indien noch nicht mal im Meer badet. Für eine kleine Fernseh-Reportage hatte ich die Möglichkeit Ishita zu besuchen und es waren intensive und schöne Tage in ihrem Shaka Surf Club.

Von: wil6ka

Eigentlich kommt Ishita aus Mumbai, doch das Surfen lernte sie bei Ausflügen nach Kerala von Swamis, surfenden Mönchen aus einem Aschram südlich von Goa. Sie beobachtete ihr Schauspiel auf dem Wasser und irgendwann entschloss sie sich mit dem Surfen anzufangen. Sie ließ nicht locker bis die Mönche zustimmten und Ishita zur ersten Surferin Indiens machten. Aber hinter dieser Geschichte steckt auch eine große Liebe. Denn möglich wurde ihre Surf-Laufbahn nur, weil sie von Tushar begleitet wurde. Der Junge, in den sie sich mit 14 Jahren verliebte und mit dem sie seither fast jeden Tag verbracht hat. Alleine hätte sie nie ein so selbstbestimmtes Leben in der von Männern dominierten indischen Gesellschaft führen können und es hätte der Mut für ihre dann folgenden Leistungen gefehlt. Und kann sie sicher sein, dass sie die erste Surferin Indiens ist? Als sie alle Surfspots an der Westküste besuchte, kam unisono immer dieselbe Antwort: Du musst die erste sein.

Von: wil6ka

Mittlerweile ist die attraktive 24-jährige eine international bekannte Surferin (auch die einzige indische Profi-Surferin), die von Marken wie Roxy und Quiksilver unterstützt wird. Sie ist auch Star der Dokumentation “Beyond the Surface”, das gerade auf Festivals läuft. Als sie anfing, gab es unter der Milliarde Inder gerade eine Handvoll Surfer – jetzt beginnt sich langsam eine Szene zu entwickeln, mit ein paar Hundert Surfern… Aber Ishita hat eine Mission. Sie möchte so vielen Jungs und Mädchen wie möglich das Surfen beibringen. Sie glaubt, dass man praktisch durch das Wasser und die Wellen gesellschaftliche Schranken einreißen kann. Dafür hat sie mit dem Shaka Surf Club die erste Surfschule Indiens gegründet, in dem die Locals und Internationals gemeinsam die Wellen erobern. In diesem Jahr kam dann mit dem Camp Namaloha noch ein Surfcamp dazu, alle in der Community werden involviert. So kommt das Essen von den Nachbarn und ich denke, der Laundry Service ebenso. Man schläft in Zelten und mittendrin ist Marley, ein absolut fantastischer Hund, der den beiden zugelaufen ist und seitdem das Maskottchen des Camps ist. Der Shaka Surf Club befindet sich in Kodi Begre, einem kleinen Dorf auf einer Landzunge im Bundesstaat Karnataka, im Norden begrenzt von Goa und im Süden von Kerala. Am besten fliegt man nach Mangalore und schnappt sich dann ein Taxi Richtung Kodi Begre. Dauert zwar 2-3 Stunden, ist aber relativ günstig.

Von: wil6ka

Mittlerweile kommen auch Mädchen in die Schule. Welle um Welle verändert Ishita Malaviya, die auch einen Abschluss in Journalismus hat, die indische Gesellschaft. Denn sie möchte auch erreichen, dass das Meer nicht mehr wie bisher als Gefahr und Mülleimer wahrgenommen wird. Sondern dass tatsächlich eine Einheit von Mensch und Natur auf dem Wasser entsteht. Darüber hinaus engagiert sie sich sozial: Im Kovalam Surfclub gibt es für Kids unter der Armutsgrenze kostenlosen Surfunterricht. Aber nur wenn die Kids zur Schule gehen. Damit ist Ishita Malaviya eines der schillerndsten weiblichen Rollenmodelle Indiens geworden, und das als Surferin!

Von: wil6ka

geschrieben von wil6ka am 2015-03-15 in #Orte #surfing #sport #outdoor #location #wasser #sommer #local-flavor #indien #ishita #pindischer-ozean

Ein Kommentar

  1. purple_snow
    purple_snow ·

    Großartige Frau! Danke für den tollen Artikel.

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