Eine Schlitzkamera selber bauen

Bist du auf der Suche nach einem lustigen neuen Projekt? Wie zum Beispiel diese altmodischen Fotos vom Zieleinlauf? Dann lass mich dir die wundersame Welt der Schlitzkamera-Fotografie zeigen.

Von: stratski

Vor einiger Zeit stieß ich auf das Phänomen der Schlitzkamera-Fotografie. Eine Schlitzkamera hat keinen Verschluss, sondern einen schmalen Schlitz, der durchgehend Licht einfallen lässt. Wenn sich der Film nicht bewegt, wird dieser Streifen stark überbelichtet. Wenn man den Film am Schlitz vorbeizieht, wird er korrekt belichtet.

Man macht ein Bild des kleinen Bisschens Realität, das sich ständig wiederholt. Alles wird vollkommen verschwommen sein, aber Dinge, die sich entgegen der Filmbewegung vorbeibewegen, werden wie in einem normalen Bild gezeigt, weil hier immer wieder ein neues Stückchen des Motivs abgelichtet wird.

Übrigens: Die *Lomography Spinner 360°* ist ebenfalls eine Schlitzkamera, da sich aber Film und Kamera in unterschiedliche Richtungen bewegen, sehen die Bilder normal aus. Macht man mit der Spinner ein Bild, während man das Kameragehäuse in der gleichen Position hält, erhält man einen Filmstreifen mit Schlitzkameraeffekt. Ich bin bei diesen so genannten “Time-Scans” nicht besonders gut, aber saidseni
hat ein paar ausgezeichnete Beispiele.

Entweder hab ich vergessen ein fahrendes Auto mit in das Bild zu nehmen oder ich habe es einfach verpasst.

Diese Technik wurde auch genutzt, um Fotos von Zieleinläufen zu machen, da man mit ihr ein fortlaufendes Bild einer bestimmten Stelle machen kann. Zum Beispiel, wie ein Rennpferd das Rennen gewinnt, bis zu dem Zeitpunkt, an dem das zweite Pferd einläuft. Dieses Bild zeigt also nicht 15 Meter der Rennbahn, sondern nur ein kleines Stück, während einer Zeitspanne von ca. 5 Sekunden.

Ein schmaler Streifen (links) wird wiederholt / gestreckt (rechts). Ganz so, als würde man einen Streifen mit einer Breite von einem Pixel in Photoshop auswählen und horizontal strecken (Mitte).

Wie auch immer, genug der Theorie, kommen wir nun zum Wesentlichen: Wir bauen eine Schlitzkamera! Es ist tatsächlich ziemlich einfach!

Was wir dafür brauchen:

  • eine einfache Kamera mit festem Fokus: Schaut einfach mal beim Trödler vorbei oder benutzt eine Wegwerf-Kamera ein zweites Mal
  • eine leere Limo oder Bierdose
  • Klebeband
  • ein kleiner Schraubendreher
  • ein scharfes Messer

1. Zuerst muss man den Verschlussmechanismus der Kamera entfernen. Dies ist nicht sonderlich schwer, schraub die Kamera auf. Die Schrauben findest du oft in der Nähe des Rückspulhebels und innen, wo der Film hineinkommt. Einige Kleinteile, wie etwa der Auslöser, können abfallen, man bekommt sie aber üblicherweise leicht wieder dran, wenn man die Kamera wieder zusammenbaut. Schraube als nächstes die Platte ab, die das Objektiv hält. Dahinter wirst du ein kleines Kunststoffblättchen sehen, dies ist der Verschluss. Reiß ihn einfach heraus. Schraube nun wieder alles zusammen, achte dabei darauf, alle abgefallenen Teile wieder in ihre ursprüngliche Position zurückzubringen.

Der Verschluss sitzt hinter der Linse.

2. Der nächste (optionale) Schritt ist es, zwei Kerben in die Kameramaske zu schneiden. Dies ermöglicht euch, die Filmperforation mit zu belichten, das mögen doch viele. Eine kleine Kerbe in der Mitte der Filmmaske wird schon reichen. Sei dabei vorsichtig, es könnten sich Teile der Kameratechnik oder ein Blitzkabel dahinter verbergen.Außerdem könntest du ungewollte Light-Leaks verursachen. Ein kleines Stück Klebeband wirkt Wunder, solltest du tatsächlich zu tief geschnitten haben. Ich habe vergessen, von diesem Arbeitsschritt Fotos zu machen, statt dessen zeige ich euch eine Zeichnung.

Pixel-Action!

3. Zu guter Letzt machen wir den Schlitz. Ich schnitt ein Stück Aluminium so zurecht, dass es auf die Filmmaske der Kamera passt. Dann schnitt ich es in zwei Hälften. Ich schnitt die Ecken ab, um Platz für den Filmtransport zu schaffen und klebte dann beide Metallteile mit dem Klebeband in die Kamera, wobei ich einen kleinen Spalt mit etwa 0,5 mm Breite ließ. Achte darauf, dass das Metall glatt und stumpf ist und dass keine scharfen Stellen hervorstehen.

Das war’s schon! Deine Schlitzkamera ist bereit für ihren Einsatz. Zeit auf die Straße zu gehen. Lade also einen Film, verdecke die Linse und verschieße den ganzen Film. Man sollte den Film in einer gleichmäßigen Bewegung am Schlitz vorbei ziehen, wir bewerkstelligen dies, indem wir den Film zurückspulen. Verknipse den Film also im Dunkeln, drück den Rückspulknopf und schon kann es losgehen.

Such dir eine Stelle an der Straße, lege deine Kamera an einen stabilen Ort (ich nutzte eine kleine Mauer an der Straße) und warte auf ein Auto, Radfahrer oder ähnliches. es muss etwas sein, das sich entgegen der Richtung des Films bewegt. Wenn du also den Film von rechts nach links spulst , sollte das Auto von links nach rechts fahren.

Noch mehr Pixel!

Versuch den Film so gleichmäßig wie möglich zurück zu spulen, wenn du stoppst oder zu langsam wirst, erhältst du senkrechte weiße Streifen auf deinen Bildern. Wenn du zwischen den Aufnahmen stoppst, erhältst du die gleichen weißen Streifen zwischen den Bildern, die auch die Spinner-Aufnahmen von einander trennen.

Ich brauchte nur wenige Aufnahmen, um eine ganze Filmrolle zu füllen und es braucht etwas Übung herauszufinden, wie schnell sich die Dinge bewegen sollten, um am besten aufgenommen zu werden. Aber ich halte die Ergebnisse für ziemlich cool. Ich freu mich schon auf eure Schlitz-Scans!

Von: stratski

geschrieben von stratski am 2014-08-14 in #Ausrüstung #Anleitungen #camera #tipster #modification #hack #slit-scan #timescan #camera-modification #select-type-of-tipster #select-what-this-tipster-is-about #requested #finish-photo
übersetzt von dopa

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