5 Fragen zur analogen Fotografie mit J. Konrad Schmidt

In dieser fortlaufenden Serie stellen wir ausgesuchte und begeisterte Film-Fotografen vor und stellen ihnen 5 Fragen, die uns einen Einblick in ihre analogen Leidenschaften geben. Natürlich dürfen Fotos dabei auch nicht fehlen. J. Konrad Schmidt fotografiert am liebsten Frauen und seine Glaspositivaufnahmen für das Cover des Elektropopduos “Hundreds” sieht man derzeit in der ganzen Republik. Hier sind seine 5 Antworten und eine wunderbare Auswahl an Bildern.

Foto: Gerald Figal

Name: J. Konrad Schmidt (BFF Professional)
Beruf: Photograph, Beobachter, Techniker, rastloser Reisender
Land: Deutschland

1. Erzähl uns in maximal drei Sätzen etwas über dich.

Auf den Weg habe ich mich gemacht…
Ich photographiere Frauen! Für Männer habe ich keine Ideen.

2. Warum fotografierst du noch analog?

Das „noch“ in der Frage ist ein Wort, das da nicht hingehört. Es klingt, als höre die Menschheit morgen Nachmittag auf damit. Als das Fahrrad erfunden wurde, haben wir das Laufen ja auch nicht aufgegeben. Aber nun zu der Frage warum ich analog photographiere – aus dem gleichen Grund warum ich Photographie mit Ph schreibe!

Im Grunde gibt es drei wesentliche Ideen warum ich das tue was ich tue. Um zu wissen wo “Vorn” ist muss man wissen, wo “Hinten” ist. Ich spiele mit der Idee ein Bild im Jahre 2014 zu machen, das jeder auf 1873 datieren würde. Wenn ich das ganze weite Spektrum der Photographie haben kann, warum sollte ich mich einschränken? Ich will weder die digitale Photographie noch die Analoge missen. Entscheidend war mir immer das Gefühl, ein gewisses Bild im Kopf nur auf eine einzige Art technisch umsetzen zu können. Es gibt für manche Photos keine andere Wahl als beispielsweise einen Rollfilm oder ein Digital-Rückteil.

Die Zweite Idee ist es, “Work in Progress” auch als Solche zu betrachten und zu belassen. Sobald man eine Speicherkarte und einen Rechner dabei hat, wollen alle immer gleich alles sehen! Kein Maler der Welt würde dem Menschen, den er porträtiert sein halbfertiges Gemälde präsentieren. Es hat etwas magisches, nach stundenlanger Arbeit seine Filme einzupacken und zu gehen. Es geht nicht um “Unsicherheit” oder “Zufall” – Bei analoger Photographie kann ja nichts schief gehen, wenn man weiß was man tut.
Photographie ist eine Suche, bei der ich manchmal nicht gestört werden will. Schon gar nicht von denen, die ich “be-suche” – Ich baue auf Vertrauen, das man in mich setzt und wenn ich dieses Vertrauen habe, dann genieße ich das sehr – unsichtbar, analog, langsam, leise und “bleibend”…

Am Ende – Ich liebe es einem Bild eine Physis zu geben. Keiner konnte mir bislang digitale Daten “greifbar” und “erfahrbar” machen. Erst der Print macht das Bild zum Werk!

3. Welche fotografische Ausrüstung (Kameras, Filme und Accessoires) hast du normalerweise in deiner Tasche?

“Deine Tasche” gibt es bei mir nicht. Für jedes Bild, das mir einfällt verwende ich ganz gezielt eine spezielle Optik und eine ausgewählte Kamera. Kameras verändern mein Sehen. Jede auf Ihre Art. Schnelle Kameras lassen schnelle Bilder zu. 18×24 auf schwarzem Glas dagegen wird nie schnell sein… Und soll es auch nicht!

Filme: Gute Frage. Ich habe gerade einen Job auf 4×5 Inch Planfilm photographiert. Das waren die ersten analogen Farbbilder seit bestimmt 5 Jahren! Mit Farbe kann man ungeheuer wenig machen, wenn man die Möglichkeiten der Schwarz/Weiß-Welt in der Dunkelkammer kennt. Mein Laborant und ich nutzen in Symbiose Filme und Entwickler, die zusammen Dinge tun, die ich in diesem Text nicht zu beschreiben vermag. Das entwickeln eines eigenen Entwicklers durch mein Labor war für mich ein Meilenstein. Seit dem setze ich die “allgemein bekannte Photo-Physik” außer Kraft und das Ergebnis ist nun hier zu betrachten…

Accessoires versuche ich zu vermeiden, um so beweglich wie möglich zu bleiben. Was ich sehr liebe ist mein Belichtungsmesser mit Cinemeter.

4. Weihe uns in einen deiner Tricks ein, der immer zu einem großartigen Bild führt.

Warten… Es gibt Photos aus dem Jahr 2007, deren Negative ich bis heute noch nicht angeschaut habe. Ein Beispiel. Warum faszinieren uns nie Bilder aus unserer eigenen Stadt, sondern immer nur Motive aus New York, der Antarktis oder vom Mond. Wir sind zu nah dran…
Es wird schon einen Grund gegeben haben, warum ich damals das Bild gemacht habe. Mit etwas Abstand dazu, sehe ich meine eigene Sicht neu. Das wühlen im Archiv ist etwas ziemlich Inspirierendes. Dann findet man ein Bild, erinnert sich kaum, printet es und entdeckt sich wieder neu. Der Stolz des fertigen Blattes ist unbezahlbar!

Fotos: J. Konrad Schmidt

5. Welche Fotografen beeinflussen deine Arbeit?

“Beeinflusst” zu sein ist für mich sehr negativ besetzt. Was ich viel inspirierender finde als die Arbeit selbst, ist die Einstellung von Photographen/Künstlern zu Ihrer Arbeit und zu sich selbst. Dieses Gefühl trägt viel zur Aura von Personen und Ihren Bildern bei. Zwei Frauen, deren Bücher ich sehr in Ehren halte sind Lillian Bassman und Sarah Moon. Sarah Moon ist auch BFF Ehrenmitglied und ihre Prints sind einzigartige Symbiosen aus Printkunst und Photokunst! Für Lillian Bassman gilt das nicht weniger!

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten!

Wenn du jetzt Lust auf mehr Bilder von J. Konrad Schmidt bekommen hast, dann schau einfach auf seiner Website vorbei und sieh dir auch seine Arbeiten im BFF-Blog an oder folge ihm doch auf Facebook.

Ihr wollt noch weitere Fotografen kennenlernen, die für unsere 5 Fragen Serie Rede und Antwort standen? Alle Interviews findet ihr hier.

geschrieben von herrjensen am 2014-04-25 in #lifestyle #analogue #photography #5-fragen-serie #5-questions-serie #j-konrad-schmidt #bff-photography

Mehr interessante Artikel