Belair & Belairgon 90mm: Erste Eindrücke

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Hier sind meine (hauptsächlich positiven) Eindrücke von meinem ersten Farbfilm-Test mit der Belair und der hochwertigen Linse Belairgon 90mm. Wenn man sie sorgfältigt behandelt, kann sie unvergessliche Bilder hervorbringen.

Ich habe in den letzten Jahren oft Mittelformatkameras benutzt. Mittelformatbilder haben diese fantastische Tonalität von subtilen Hauttönen und einer potentiell detailgetreuen Auflösung. Ich habe hauptsächlich die 6×6 Rolleiflex und 6×4.5 Fuji Kameras benutzt, aber dieses gewaltige 6×12 Format war stets unerreichbar.

Als ich von der Belair erfuhr war ich sofort interessiert, da normalerweise das wunderbar weite 6×12 Format für Amateure viel zu teuer ist. Ich habe mir das Kit mit dem 35 mm Back gekauft, letzteres habe ich aber noch nicht ausprobiert. Ich hörte auch von den 2 Belairgon Linsen, die für eine bessere Qualität der Bilder sorgen sollen, besonders wenn du das volle 6×12 Format verwendest. Also bestellte ich die Belairgon 90mm um sie als Standardlinse zu benutzen. Die dem Kit begefügten Linsen habe ich noch nicht probiert und werde es wahrscheinlich auch nicht tun.

Mein erster Eindruck nach dem Auspacken:
Diese Kamera sieht sehr cool aus. Ich hatte beinahe vergessen, wie einfach eine analoge Kamera sein kann! Eine gute Linse, ein Verschluss, eine lichtundurchlässige Box und ein einfacher Transport-Mechanismus, das ist alles – weit entfernt von der Funktionsweise digitaler Kameras. Die Belair ist leicht und ziemlich gut zu transportieren. Sie ist nicht so robust wie meine restliche Mittelformat-Ausrüstung, aber gut genug für eine vorsichtige Handhabung. Die Sucher lassen sich leicht (und clever) anbringen, die Indices sind einfach, aber tun ihren Job. Ich war ein bisschen frustriert darüber, dass die Batterien für den Lichtmesser nicht mitgeliefert werden. Sobald du sie hast, pass gut auf, in welche Richtung du sie einlegst.

Meine Belair mit der Belairgon 90mm

Generell fühlt sich die 90mm Belairgon Linse sehr gut gefertigt an. Es ist außerdem ganz praktisch, dass man hierfür 52mm Filter verwenden kann, z.B. Schwarz-Weiß Filter und ein Neutraldichtefilder, was dir bei einem Verschluss von 1/125 Sekunden in manchen Situationen zu Gute kommt. Die Linse anzubringen verlangt ein wenig Präzision, pass auf, dass du nicht die Verschluss-Blätter berührst! Die Belairgon verändert die Balance der Kamera, sodass du die Linse während du fotografierst ein wenig abstützen solltest. Die Befestigungsplatte meiner Linse, die normalerweise am Gehäuse arretiert ist, wenn ich sie nicht benutze, lockert sich außerdem manchmal unter dem Gewicht der Linse.

Und jetzt auf die Straße!
Für meinen ersten Testfilm nahm ich den Lomography 400 Color Negative, wobei ich die Kamera auf 6×12 stellte. Das 6×12 Format ist recht kostspielig, da es nur 6 Bilder pro 120 Film aufnimmt, also sollte man während der ganzen Prozedur sehr aufmerksam sein: Vorsichtig den Film einlegen, bis er fest und flach in der Kamera liegt, damit der Fokus auf deinen Bilder auch dort ist, wo du ihn erwartest. Als Lichtmesser habe ich eine iPhone App benutzt und neben der Belair hatte ich noch eine Fuji 6×9 Rangefinder Kamera, um die Ergebnisse hinterher vergleichen zu können.

Die Kamera ist generell sehr einfach zu benutzen, es gibt nicht viel zu tun, aber du musst trotzdem die ganze Zeit aufmerksam sein. Spule den Film sofort weiter, nachdem du ein Bild aufgenommen hast, um unabsichtliche Mehrfachbelichtungen zu vermeiden. Vergiss nicht, die Kappe abzunehmen. Achte auch darauf, die Linse festzuhalten oder zu stützen, wenn du auslöst. In meinem ersten Testfilm waren 2 Bilder verschwommen, weil meine Kamera gewackelt hat.

Halte die Objektivplatte stabil, wenn du den Auslöser betätigst, ansonsten könnten deine Bilder verschwommen werden!

Es muss noch ein ergonomischer Nachteil der Belair erwähnt werden: Der Auslöser als Hebel an der Vorderseite ist einfach anfällig für Vibrationen, sogar wenn man ein Stativ verwendet. Mein bescheidener Rat an Lomography für eine potentielle zweite Version dieser Kamera: Fügt einen Drahtauslöser hinzu, am besten via Auslöser am Gehäuse!

Du musst außerdem die Entfernung zur Linse gut abschätzen. Mittlerweile gibt es ein Accessoire, dass bei geringen Abständen hilft. Ich schätzte die Entfernung ein und kontrollierte sie dann mit meiner anderen Kamera. Die verfügbaren Blenden sind f8 und f16, sodass es genügend Tiefenschärfe gibt , um deine Schätzungen wett zu machen, sobald du weiter entfernt schießt. Der Belairgon liegt außerdem ein nützliches Diagramm zur Tiefenschärfe bei. Ich trage ein Bild davon auf meinem Smartphone herum, um bei Gebrauch dort nachsehen zu können.

Die Lichtmessung erfolgt automatisch, aber du kannst trotzdem ein wenig damit herumspielen. Ich habe gelesen (aber noch nicht ausprobiert), dass die Kamera den Lichtmesser fest einstellt, wenn du den Auslöser FAST durchdrückst. Du hörst dann ein leises Klicken. Danach könntest du dir eine neue Komposition suchen oder mit dem ISO Wert spielen, um den Lichtmesser zu beeinflussen.

So, und wie sind die Ergebnisse?
Sehr vielversprechend. Wie gesagt, das war nur ein Testfilm, um ein Gefühl für diese Kamera zu bekommen, aber es ist jetzt schon offensichtlich, dass die Kamera und ihre Belairgon Linse großartige Resultate ermöglichen. Ich werde diese Kamera definitiv öfter benutzen.

Dies ist ein Farbfoto innerhalb einer Bar. Es ist leicht erkennbar, wie gut sich das 6×12 Format bei Innenräumen macht.
Dieses Beispiel wurde in ein Schwarz-Weiß Bild umgewandelt, was sich gut dafür eignet.
Kein preisgekröntes Foto, aber es zeigt, wieviel Spielraum dir das 6×12 Format für wunderbar weite Kompositionen gibt, auch für die vertikale Orientierung.

Fazit
Ich kann die Kamera nur weiterempfehlen. Sie ist vielleicht nicht ideal für den typischen “ich schieße von der Hüfte aus”-Lomographen (ich glaube, damit würdest du zu viele unbefriedigende Ergebnisse bekommen, und wie bereits erwähnt ist das 6×12 Format recht kostspielig), was wiederum für eine durchdachte Art des Fotografierens spricht. Es ist interessant, das Belair und Belairgon Set mit gebrauchten Mittelformat-Ausrüstungen auf dem Markt zu vergleichen. Für den Preis dieses Sets, oder ein bisschen mehr, kannst du gut erhaltene 6×4.5, 6×6, 6×7 und 6×9 Kameras ansehnlicher Marken finden. Einige davon werden etwas geselliger sein als die Belair-Kombination. Jedoch liefert keine von ihnen 6×12 Bilder, was diese Kamera wirklich zu etwas Besonderem macht. Darüber hinaus arbeitet die Belairgon Linse außergewöhnlich gut, wenn sie richtig fokussiert ist; und sie ist fähig, Bilder zu produzieren, die auf Plakatgröße vergrößert werden können. Es wäre sehr interessant, wenn Lomography auch noch eine Belairgon 58mm herausbringen würde.

geschrieben von talaerts am 2013-10-17 in #Ausrüstung #review #120-film #mittelformat #belair #jetsetter #90mm #belairgon

4 Kommentare

  1. jilk
    jilk ·

    Leider schon länger ausverkauft. Ich suche verzweifelt ein Belairgon.

  2. steamtug1959
    steamtug1959 ·

    wo findet man ein 90mm Belairgon ???????

  3. steamtug1959
    steamtug1959 ·

    Hallo @jilk hast du ein Belairgon gefunden???????

  4. steamtug1959
    steamtug1959 ·

    Wer sucht, findet (...mit etwas Glück!!!)!!!!! Beide Belairgon sind sehr wertig und geben der Belair erst richtig Bumms!!!!

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