Sparsame Fotografie – so geht's!
3 11 Share TweetUnser Held betrachtet den wirtschaftlichen Aspekt der Dinge und erkennt, dass es einen effizienteren Weg geben muss, seiner Sucht nachzukommen. Oder: Sparsame Fotografie – mehr Aufnahmen für’s gleiche Geld.
In dieser finanziell gesehen unsicheren Zeit, sah ich mich mit einem Dilemma konfrontiert. Ich liebe das Fotografieren, aber… verdammt, die Kosten für den Film, die Entwicklung, Abzüge und Scans sind so hoch. Und da geht man schon davon aus, dass der Fotograf bereits eine Kamera besitzt. Rechne mal die Kosten einer neuen Kamera hinzu!
Um die Kosten zu senken, begann ich, nach abgelaufenen Filmen zu suchen. Sie sind günstiger (extrem günstig in manchen Fällen), aber sie sind qualitativ, nach meiner Erfahrung, noch hochwertig. Sogar Filme aus dem Jahr 2000 sind etwas geworden.
Von da an schränkte ich mich dann wöchentlich mit einer gewissen Anzahl an Filmen ein. Ich hatte schon nachgerechnet, dass Farbnegativfilm oder Schwarzweiß-Film mit einer CD mit den Scans das Gleiche kostet. Deshalb beschränkte ich mich auf ein paar Filme pro Gehaltsscheck, damit ich das Budget nicht überschritt. Das Problem war aber, dass ich einfach fotografieren wollte. Drei Filme für zwei Wochen waren einfach nicht genug.
Mir wurde klar, dass ich einen Plan entwickeln musste. Und hier, lieber Leser, erzähle ich dir von meinem Plan.
Kamera
Ich hatte das Glück, eine Mamiya/Sektor 500dtl von meinem Vater zu erben. Aber dennoch habe ich auch meine eigene Sammlung an Lomography-, Spielzeug- und alten Kameras.
Für jemanden, der einfach nur mal analoge Fotografie ausprobieren will oder gerade erst damit beginnt, sind hier ein paar Optionen:
- eBay: Dort gibt es viele alte Kameras zum geringen Preis. Manchmal braucht es etwas Geduld und Wartezeit. Ich persönlich bin ein großer Fan altmodischer Kameras. Ich mag ihren Geruch und wie die Bilder werden – die sind immer fantastisch!
- Gebrauchtwarenladen, Secondhandshops, Flohmärkte: Dafür gilt das Gleiche wie bei eBay, wobei ich bei eBay bessere Qualität gesehen habe.
- Piggy Points: Schreib etwas. Denk nach und werde kreativ. Die Piggies kannst du dann zum Kauf einer Kamera verwenden.
Achtung: Recherchiere erst, wenn du eine alte Kamera kaufen willst. Frage nach dem Zustand der Kamera. Viele der Kameras sind alt und oft haben die Verkäufer sie aus einer Haushaltsauflösung. Manchmal (meistens) haben sie keine Ahnung von Kameras. Manchmal (meistens) fehlen in der Produktbeschreibung wichtige Informationen. Also stelle immer Fragen. Wenn der Zustand des Objektivs nicht erwähnt ist, frage nach (Kratzer? Pilzbefall?). Wenn die Kamera eine Batterie braucht und keine Aufnahme vom Batteriefach zur Verfügung steht, frage nach einem Bild oder zumindest, ob es sauber oder verätzt ist. Außerdem solltest du nachsehen, ob und wo du Batterien erhältst. In den meisten Fällen gibt es moderne Batterien, aber man kann ja nie wissen.
Film
Ich persönlich bin etwas ernüchtert von Farbfilm. Deshalb probiere ich gern hin und wieder einen Redscale- oder gecrossten Diafilm. Aber ich fotografiere meistens schwarzweiß.
Bei Filmen könntest du einfach billigen Film kaufen. Diese Option steht dir immer offen, aber es kommt dann auf dich an, was du bei so einem Film herausholen kannst. Es gibt einen sehr entschiedenen Unterschied zwischen einem billigen Walgreen-Film und einem günstigen Kodak-Film.
Du könntest abgelaufenen Film kaufen. Anders als Milch wird abgelaufener Film nämlich nicht… sauer. Ich habe abgelaufene Farb- und Schwarzweiß-Filme verwendet, die vor zehn Jahren abgelaufen sind, und hatte keine Probleme damit. Du kannst aber auch einen Filmlader und 30 Meter Film am Stück kaufen und selbst konfektionieren. Das ist Arbeit, aber kann den Preis in manchen Fällen bis um die Hälfte reduzieren, manchmal sogar mehr.
Geht es noch billiger? Ja. Ja, das geht.
Versuche doch abgelaufene Meterware zum selbst-konfektioneren aufzutreiben. Für meinen ersten Versuch mit dem Filmlader habe ich etwa 1,10 € pro Filmpatrone gezahlt. Eine einzelne Rolle von dem gleichen Film kostet bei dem Kameraladen um die Ecke etwa 4-6 €.
Scannen und Entwickeln
Wenn du analoge Fotos machst, brauchst du deinen eigenen Scanner (oder Zugang zu einem). Zunächst dachte ich, das wäre nur Luxus und, dass das zu teuer wäre. Aber es spart viel Geld, die Bilder selbst zu scannen.
Eine Foto-CD kostet etwa 2,50€. Mein Scanner hat 110€ gekostet. Der Scanner hat sich also schon nach ein paar Monaten ausgezahlt.
Abgesehen von den geringeren Kosten, kann ich mehr Aspekte meiner Fotografie beeinflussen. Wenn der Scan nicht gut ist, ist es mein Fehler und ich kann immer wieder scannen. Wenn du mit einer Diana Mini fotografierst, kannst du nach dem Klick-Guide fotografieren und so bekommst du etwa 50 Bilder statt nur 36 auf eine Rolle. Außerdem kannst du die Sprocket Rocket ohne Maske verwenden (wer verwendet die denn überhaupt?) oder eine Rolle Endlos-Panorama mit der La Sardina fotografieren. Die Leute im Labor werden damit so einige Probleme haben. Zu Hause passiert dir das nicht.
Nun zum Entwickeln. Ich habe noch keine C-41 Entwicklung zu Hause versucht. Vielleicht probiere ich das mal. Aber ich habe Schwarzweiß-Filme zu Hause entwickelt. Ich habe mit dem Caffenol-Rezept experimentiert, bis ich damit gute Ergebnisse bekam. Dann habe ich eine Flasche HC110 gekauft, aber damit habe ich noch nichts versucht. Man gibt nur schwer etwas gewohntes auf. Aber ich liebe Tri-X und deshalb werde ich es wahrscheinlich ausprobieren.
Mit dem Caffenol musste ich viel experimentieren, bis ich es mit meinem Film richtig hinbekam. Zufällig bekam ich ein Rezept aus dem Internet für meinen Film und musste dann nicht mehr mit verschiedenen Kombinationen aus Film, Kamera und Entwicklung testen. Ich verwende nur die 500dtl (eine manuelle Kamera mit verschiedenen Verschlusszeiten und Blendeneinstelllung etc.) für kontrollierte Tests. Aber nach ein paar Testrollen, kann auch auch ohne Sorge meine Spielzeugkamaeas benutzen. Ich muss nur daran denken, mit genügend Licht zu fotografieren.
Ein weiterer Vorteil am Entwickeln zu Hause ist, dass der Film innerhalb von Stunden fertig ist. Sonst wartet man locker drei Tage, bis der Film im einzigen Labor, dass noch richtig Schwarzweiß-Entwicklung (und nicht nur monochrome C-41 Filme) macht, endlich fertig ist. Außerdem ist die Ersparnis hier sehr gut. Sonst zahle ich bis zu 6 € nur für die Negative. Aber mit diesem Rezept zahle ich unter 15 € und kann damit 5-10 Filme entwickeln.
Spiegelreflex-Aufnahmen mit Caffenol entwickelt:
La Sardina Aufnahmen in Caffenol entwickelt:
Diana Mini mit Caffenol entwickelt:
Sprocket Rocket mit Caffenol entwickelt:
Fisheye 2 mit Caffenol entwickelt:
Ich hoffe, der Artikel hilft ein wenig Geld zu sparen, lieber Leser. Es ist kein günstiges Hobby, das wir da teilen, und das sind vielleicht nicht die besten Zeiten. Happy snapping!
geschrieben von rrohe am 2012-07-24 in #Ausrüstung #Anleitungen #tutorial #tipster #caffenol #fisheye #diana-mini #tipp #kamera #entwickeln #sprocket-rocket #sardina #sparen #abgelaufener-film
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